Gestern, am 26.11.2019 zur Hauptsendezeit um 20:15 Uhr gab es mal wieder Tote im Fernsehen, doch war es kein Kriminalfilm: das ZDF strahlte eine aktuelle Dokumentation zum Thema Antibiotikaresistenz aus. Sie zeigte, wie die Entdeckung von Keimen in einem Krankenhaus aussieht, die gegen alle Antibiotika resistent, also unempfindlich sind. Diese Art der schlimmsten Antibiotikaresistenz nennt man auch „Panresistenz“. Der Patient wird in einem Zimmer isoliert, die Infektion muss innerhalb von 24 Stunden beim Landesgesundheitsamt gemeldet werden, von dort geht die Meldung an das Robert-Koch-Institut. Nicht einfach ist es, den Übertragungsweg zu analysieren, oft bleibt er im Dunkeln. Wo kommt der Killerkeim her? Denn die Antwort auf diese Frage liefert auch eine Lösung, wie man die Ausbreitung der Infektion stoppen könnte, wie man noch mehr Todesfälle verhindern könnte. Dem Patienten mit den panresistenten Klebsiellen geht es schlechter, er verstirbt. Es ist kein ungewöhnlicher Fall. Gerade ältere Menschen oder Frühgeburten und Säuglinge sind betroffen. Auch wenn seit 2010 die Zahl der Fälle mit resistenten Erregern der Gruppe MRSA (methicillinresistente Staphylokokken) um 20% gesunken ist. Das klingt viel, wenig jedoch, wenn wir vergleichen, dass MRSA Fälle in Deutschland 5x häufiger auftreten als in Holland, wo doppelt so viele Pfleger dieselbe Zahl an Patienten pflegen. Kein Wunder also? Am häufigsten findet die Ausbreitung von resistenten Erregern über das Krankenhauspersonal statt.

Wie aber kommen die Killerkeime überhaupt dorthin? Wie gelangten sie in den Patienten? Im Falle von Herrn K. über das Gewässer. Ein der Infektion vorangegangener Sturz in einen Bach hat die Ansteckung mit den panresistenten Klebsiellen verursacht. Es ist leicht, Krankheitserreger in Proben aus dem Oberflächenwasser zu finden, überall in Deutschland. Auch solche, mit einer Resistenz gegen das absolute Reserveantibiotikum Colistin. Dabei schleppen wir die Killerkeime selbst zu uns nach Hause, mit dem Tourismus aus Indien zum Beispiel. Oder über die Masttierhaltung, wo Antibiotika unumgänglich sind, wenn Fleisch auf so engem Raum gezüchtet wird. 50% des gesamten Antibiotikabedarfs gehen auf Kosten der Masttierhaltung, auch Reserveantibiotika wie Colistin, denn verboten ist deren Einsatz noch nicht. Und unsere Nachfrage nach solchem Fleisch bestimmt das Angebot. Die Gülle, die resistente Erreger aus den Tierdärmen enthält, landet auf den Äckern, von dort werden sie in unsere Gewässer geschwemmt.

Könnte die Phagentherapie eine Lösung sein? Nur am Rande erwähnt wird die spannende Alternative mit Viren, die Bakterien abtöten. Sie ist bislang nur in Osteuropa erlaubt.

Schon Alexander Fleming, der Erfinder des Penicillins prophezeite, dass Bakterien resistent gegen Antibiotika würden, wenn sie falsch, oder in zu niedriger Dosierung eingesetzt würden. Was machen wir, wenn schwere Infektionskrankheiten wie Lungenentzündung oder Scharlach nicht mehr länger behandelbar sind? Dass Antibiotikaresistenz ähnlich schwerwiegend wie der Klimawandel einzustufen ist, scheint noch nicht in der Öffentlichkeit angekommen zu sein. Um so wichtiger der Hinweis am Ende der Sendung,

dass wir auf ein „postantibotisches Zeitalter“ zusteuern, mit allen Konsequenzen für die Menschheit.

Auch „Frontal 21“ brachte im Anschluß um 21 Uhr einen Beitrag zum Thema: nicht nur resistente Keime, sondern ebenso Wirkstoffe von Medikamenten lassen sich in den meisten unseren Gewässern nachweisen: Schmerzmittel, Röntgenkonstrastmittel, Hormone. Mittels „Ozonung“ könnten Medikamentenreste und Mikroorgansimen aus dem Wasser entfernt werden. Dazu müssten alle Klärwerke nachgerüstet werden. Die Abwasserkosten würden um bis zu 30% steigen. Was sagen die Pharma- und Chemiekonzerne dazu? Würden sie sich an diesen Mehrkosten beteiligen? Die Stellungnahme von den Konzernen ist überwiegend ausweichend, ablehnend. Das sei doch etwas „gesamtgesellschaftliches“.